1920 – 1945: während des Faschismus
In den 1920er Jahren erlebte das italienische Kino eine Krise, die von verschiedenen Faktoren verursacht wurde. Sowohl die steigenden Produktionskosten als auch die technologische Rückständigkeit in Italien spielten eine große Rolle dazu. AutorInnen und Produzenten konnten eigentlich der ausländischen Konkurrenz nicht standhalten.
Ein Großplakat von Mussolini mit einer Filmkamera u. ein propagandistischer Schriftzug wurden 1937 zur Eröffnung des neuen Sitzes des Istituto Luce aufgestellt.
Filmplakat von “La canzone dell’amore” (1930)
Szene aus "Gli uomini che mascalzoni" (1932)
Filmplakat “I tre aquilotti” (1942)
Nach dem Machtantritt das Faschismus (1922), sah die Partei das Kino als Mittel, um die Ideale des Regimes an die Massen zu vermitteln. Aus propagandistischen Gründen initiierte Benito Mussolini während des faschistischen Zwanzigjährigen eine umfassende Aufwertung der italienischen Filmindustrie. 1924 wurde die "Unione Cinematografica Educativa Luce" gegründet, eine staatlich kontrollierte Produktions- und Vertriebsgesellschaft, sowie das "Ministerium für Volkskultur". Von dieser Aufwertung profitierten vor allem regimenahe Produktionsfirmen wie Cines-Pittaluga, die 1925 neue Filmstudios am Rande Roms errichtete.
Im Jahr 1930 verändert die Einführung des Tonfilms den damaligen Filmstil erheblich. Diese Neuerung bringt zudem technische Herausforderungen mit sich, da die alten Filmstudios und Kinos den neuen Anforderungen nicht mehr gerecht wurden.
Der erste italienische Tonfilm ist "La canzone dell'amore" (1930) von Gennaro Righelli. Im folgenden Jahr experimentierte Regisseur Alessando Blassetti mit einer optischen Tonspur in seinem Film "Resurrectio" (1931). In dieser Zeit gab auch Vittorio De Sica sein Debüt auf der Leinwand mit dem Film "Gli uomini, che mascalzoni" (1932) von Mario Camerini.
Mit der Einführung des Tonfilms und der wirtschaftlichen Depression ist die italienische Filmproduktion im Vergleich zur internationalen Produktion deutlich weniger erfolgreich: Nur 13 Filme werden in Italien produziert, während 350 Filme aus dem Ausland importiert werden. Daher wurde 1934 die Direzione Generale per la Cinematografia unter der Leitung von Luigi Freddi eingerichtet, um die Produktion von italienischen und ausländischen Filmen zu überwachen und eine Form der Zensur auf die Inhalte der Filmproduktion auszuüben, um die Werte des Regimes an die Massen zu vermitteln.
1935 wurde das Centro Sperimentale di Cinematografia gegründet, die wichtigste Ausbildungsstätte für die italienische Filmindustrie, und 1937 entstand Cinecittà. Während der faschistischen Ära konzentrierte sich die Filmproduktion hauptsächlich auf Propagandafilme. Aufgrund des mäßigen Erfolgs dieser direkten Form der Propaganda ließ das Regime jedoch auch Raum für die Produktion von deutlich leichteren Filmen.
So entstand die Strömung des „Cinema dei telefoni bianchi“. Zu jener Zeit wurde die Farbe Weiß der Telefone mit sozialem Wohlstand assoziiert. Die romantischen Komödien dieses Genres hatten einen unbeschwerten und optimistischen Ton. Die Produktion dieser Unterhaltungsfilme wurde teilweise vom Regime finanziert, da sie indirekt die ärmeren Bevölkerungsschichten ansprachen, indem sie ihnen durch die Darstellung des Lebens der wohlhabenden Bourgeoisie in industrialisierten italienischen Städten eine Flucht aus ihrer tristen Alltagsrealität ermöglichten, in denen Armut nahezu nicht existierte.